Wohin ist mein Gewinn?

Als Unternehmerinnen und Unternehmer ist es elementar, den Gewinn der eigenen Firma im Auge zu behalten. Und trotzdem wundern sich viele Betriebsinhaberinnern und -inhaber, wo das Plus am Ende des Jahres plötzlich abgeblieben ist. In der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) wird es zwar ausgewiesen, aber auf dem Konto ist davon nicht viel zu sehen. Doch wie kann das sein? Marina Markanian von der bpr Mittelstandsberatung GmbH kennt die Antwort: „Der Grund dafür liegt oftmals in der Rechnung selbst.“ Hier erklärt die Unternehmensberaterin, woraus es zu achten gilt.

Kurz erklärt:
Die GuV ist ein wichtiges Instrument zur Erfassung der betrieblichen Erträge und Aufwendungen eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraums, in der Regel eines Geschäftsjahres. Sie dient der periodengerechten Erfolgsermittlung und zeigt, ob ein Gewinn oder ein Verlust erwirtschaftet wurde. Dabei werden alle Erträge – darunter Umsatzerlöse und Zinserträge – sowie sämtliche Aufwendungen wie beispielsweise Materialkosten, Personalkosten und Abschreibungen gegenübergestellt.

Schon gewusst?
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass die Gewinn- und Verlustrechnung nicht alle zahlungsrelevanten Aspekte eines Unternehmens widerspiegelt. So können beispielsweise hohe Abschreibungen zu einem geringeren Gewinn führen, ohne dass tatsächlich Geld aus dem Unternehmen abfließt. Ebenso kann es vorkommen, dass trotz eines positiven Gewinns die Liquidität des Unternehmens beeinträchtigt ist, da nicht alle Gewinne sofort in liquide Mittel umgewandelt werden können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Zahlungsziele der Kunden und Lieferanten. Häufig kommt es vor, dass trotz eines hohen Gewinnausweises aufgrund langer Zahlungsziele der Kunden oder kurzfristiger Zahlungsziele der Lieferanten dennoch Liquiditätsengpässe entstehen. Daher ist es wichtig, nicht nur die GuV im Auge zu behalten, sondern auch die Liquidität des Unternehmens regelmäßig zu überprüfen.

Der Tipp der Expertin:
Um zu verstehen, wohin der Gewinn verschwunden ist, und um mögliche Liquiditätsengpässe zu vermeiden, lohnt es sich, genauer hinzuschauen und auch andere Kennzahlen wie den Cashflow oder die Liquidität des Unternehmens zu analysieren. Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Liquiditätssituation können beispielsweise die Optimierung von Zahlungszielen mit Kunden und Lieferanten, der Aufbau eines effizienten Forderungsmanagements oder die Nutzung von Finanzierungsinstrumenten wie Factoring sein.

„Wer sowohl die Gewinn- und Verlustrechnung als auch die Liquidität des Unternehmens im Blick hat, kann sicherstellen, dass das Unternehmen langfristig erfolgreich bleibt und finanziell gesund wächst. Mit einer guten Balance zwischen Erfolgsrechnung und Liquiditätsmanagement steht einem erfolgreichen Geschäftsjahr nichts im Wege“ so Markanian.